Artikel mit dem Tag "freitags-blog"



Geschichten · 30. April 2017
Ich traue meinen Augen nicht. Der See vor uns ist voller farbiger Punkte, die vor sich hin schaukeln an diesem späten Sonntagnachmittag. Es herrscht eine Tretboot-Dichte hier kurz vor dem Bürkliplatz wie sonst nur bei Street Parade oder Züri-Fest. Das Schiffshorn der Linth kündigt die Einfahrt in den Hafen an, doch die drei Jungs auf dem Pedalo keine fünf Meter vor uns stört das nicht. Am wenigsten den dritten Mann, der hinten drauf steht und augenscheinlich schon in den Mai tanzt....
Geschichten · 29. April 2017
„Wo bitte geht’s hier zur Aare?“ frage ich die beiden Polizisten im Hauptbahnhof Bern. Ich bin schlecht vorbereitet auf meinen Besuch der Bundeshauptstadt. Mehr als die Sehenswürdigkeiten hat mich die grüne Farbe der Aare auf den Google-Bildern angezogen. Und so verliere ich keine Zeit, sondern lasse die historische Altstadt rechts liegen und finde schliesslich den schmalen Eingang von der Lorrainebrücke runter zum Wasser. Alles ist grün hier: das Gras am Hang, das Moos auf der Mauer,...
Reisen · 14. April 2017
Wien, Tag 8 Sie trägt ein schwarzes Kleid mit grossen, roten Rosenblüten und sitzt kerzengerade vor ihm. Die Beine in schwarzen Strumpfhosen sind übereinander geschlagen und stehen ... zwischen den seinen. Dabei kommen ihre Knie - wie selbstverständlich - sehr nah an seinen ... jeansbedeckten ... Mittelpunkt. Ihre Augen lassen nicht von ihm ab, und sie hält den Kopf schräg, wenn sie mit ihm spricht und ihn mit den Augen liebkost. Sie lächelt, gestikuliert. Wenn sie lacht, wiegt ihr...
Reisen · 13. April 2017
Wien, Tag 7 Ich sitze vorm Laptop und höre meine Demoaufnahme. "Der Liebhaber" von Marguerite Duras, die ersten zwei Absätze. Rohfassung, direkt so wie sie aufgenommen wurde. Und ich fasse es nicht ... ich muss Abbitte leisten: Lieber Harald Ja-aaa ja ich verstehe Dich jetzt keine Überbetonung kein Lesen nach Satzzeichen am besten den ganzen Text mal ohne Beistrich und Punkt schreiben vorlesen wie ich es erzählen würde plötzlich ist es mir klar warum erst jetzt von den Endung-ün fang ich...
Reisen · 12. April 2017
Wien, Tag 6 E-Learnings. Ich hasse sie - doch die Texte heute bei Rita sind ok. Bis zu dem Moment wo ich einen Infinitiv(-en-wie-ün)-schwangeren Text erwische. Während des Übens merke ich, dass er schwierig ist, und das Aufnahmegerät kennt keine Gnade: Ich verschlucke die "en's". Wie kann denn eine gute deutsche Aussprache so schwierig sein? Wer üben will: "Die ersten warmen Sonnenstrahlen", viel Spass! Wir Sprachschüler üben uns in der Literatur für morgen - das grosse Finale mit...
Reisen · 11. April 2017
Wien, Tag 5 Werbetexte lesen lernen bei Rita am Vormittag. Slogans, Commercials. Und am Ende die eigentlichen Werbeclips. Ein Blick aufs Papier, und ich weiss, was ich sprechen will: der neue Ellen Betrix Gold Lippenstift - das wird mein Text. Später bei Dan im Tonstudio spreche ich ihn ins Micro. Und wenn mir am Abend meine Schwester mit "???" auf den versandten Audio antwortet, und erst nach geraumer Zeit auf die Idee kommt, dass das meine Stimme ist, dann hab ich richtig Spass.
Reisen · 10. April 2017
Wien, Tag 4 Endlich ist was los rund um die Universitäts-Strasse, wo unser Kurs stattfindet. Geschäfte, Studenten, Cafés ohne Ende. Es ist Montag, blauer Himmel in Wien, und endlich sind wir nicht mehr allein am Arbeiten. Heute erste Probeaufnahme im Tonstudio. Kopfhörer auf - "basst". Tür zu. Textmanuskript in die Hand. Mund vors Micro. "Bist Du bereit?", fragt Tontechniker Dan. Oh ja, das bin ich. Bereit fürs Wetter, für die Nachrichten, fürs Horoskop - wir nehmen alle Genres auf, die...
Reisen · 09. April 2017
Wien, Tag 3 Zweiter Arbeitstag in Wien: Am Vormittag haben wir geübt, Nachrichtentexte zu sprechen - uns abgemüht, uns gegenseitig aufgenommen, den Kopf geschüttelt. Wie so oft: Das Alltägliche ist banal bis zu dem Moment, wo man sich selbst darin versucht. Anschliessend Teil II des Logopädie-Türkisch-Mix-Kurses bei Harald und dessen Bibel "Bühnendeutsch nach Seib". Zwischendurch hab ich so an der Sinnhaftigkeit von "füh-lün" und "schlän-güln" gezweifelt, dass ich den Trainer gebeten...
Reisen · 08. April 2017
Wien, Tag 2 Mein Herz klopft. Gleich bin ich dran. Ich muss es sagen, das Wort. Wenige Sekunden hab ich noch, während Peter neben mir sein Bestes gibt. Jetzt, jetzt ist die Reihe an mir. Ich schlucke, hole Anlauf. Ich öffne den Mund: "Ä - übri - gün". Was im normalen deutschen Leben ein banales "erübrigen" bedeuten würde, erfordert hier einen Kraftakt an Mut, Konzentration und Lippenbekenntnis. Wir lernen sprechen heute. Ausgerechnet in Wien, ausgerechnet von Referenten, die einen...
Reisen · 07. April 2017
Wien, Tag 1 Willst Du die Stadt meiner Träume sein? Am Donaukanal, entlang der zweispurigen Oberen Donaustrasse, laufe ich am Abend zurück. Zum Glück regnet es nicht mehr. Doch immer noch ist's kalt und nass, so wie Wien mich schon am Mittag begrüsst hat. Natürlich hatte ich vorher die Wettervorhersage angeschaut. Entsprechend war ich ausgestattet mit einem Billig-Schirm, den ich nach 10 Schritten im Regen mühsam aus dem Koffer pflückte. Kaum aufgespannt, ging er von n-Form auf v-Form...

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