Nach Paris der Autos wegen

Ziel der Pilger, die in den letzten Tagen die gelobte Stadt Paris erreicht haben, ist die Oldtimermesse Rétromobile. Doch Geschichte wird nebenan in Pavillon 2.1 geschrieben, wo die weltberühmten 59 verrosteten Oldtimer der Baillon-Kollektion zu bewundern sind.

8. Februar 2015

Die Messehalle ist dunkel. Nur spärlich beleuchtet sind die Autos. Erinnert an ein Gruselkabinett, nur dass die Atmosphäre heiter und entspannt, fast ehrfürchtig ist. Ich staune. Erst der Blitz meiner Kamera lässt das ganze Ausmass der verrotteten, verrosteten, verschlissenen Autos erkennen.

 

Und doch gebieten sie Ehrfurcht. Zeugen der Zeit. Haben sie doch mehr als fünfzig Jahre lang unbeachtet unter einem Wellblechdach oder in einer Scheune in Westfrankreich verbracht. Wind und Wetter ausgesetzt. Und darunter so klangvolle Namen wie Bugatti, Delahaye, Ferrari und Maserati. Vom Unternehmer Roger Baillon in den fünfziger Jahren zusammengestellt in der Absicht, ein Museum einzurichten. Dann wirtschaftliche Schwierigkeiten. Verkauf einer grossen Anzahl der Autos. Der Rest geriet in Vergessenheit und fiel in einen Dornröschenschlaf, wie die Autowelt poetisch schreibt. Im September 2014 dann der Sensationsfund der Erben, Enkel des Unternehmers. Sie wenden sich an Artcurial, ein französisches Auktionshaus.

 

Und dann ging eine PR Maschinerie los, die in der Autowelt ihresgleichen sucht, denn über den Scheunenfund wurde nicht nur in der Motorpresse berichtet. Selbst meine Mutter hatte davon gehört. Artcurial dachte selbst erst mal an einen Scherz, und man kann nur ahnen, wie sich der Auktionator gefühlt haben muss, als der Ferrari 250 California (Typ 250 GT SWB, Baujahr 1961), der nur in 37 Exemplaren hergestellt worden war und nach dem die Oldtimerwelt bereits gefahndet hatte, plötzlich unter einem Berg von Zeitschriften in einer der Scheunen auftauchte. Dass dieser Ferrari 1963-65 Monsieur Alain Delon gehört hatte, mag noch ein letztes Quentchen Einzigartigkeit dazu gegeben haben, so dass aus der Scheune ein Schatz geworden war. 

 

So waren denn am Freitag die Augen der Oldtimerwelt auf Paris gerichtet, denn die Kollektion kam unter den Hammer. Alain Delon hat sicher weggeschaut, denn er war not amused, dass mit seinem Namen geworben wurde, wo er das Auto schliesslich nur drei Jahre lang besessen hatte. Allein, leugnen kann er's nicht und wo Legenden sind, müssen auch legendäre Fahrzeuge Platz haben. Der Ferrari wurde auf 10-12 Mio. Euro geschätzt und für 14.2 Mio. Euro verkauft. Daneben gingen alle Autos der Kollektion weg, und Artcurial hat Geschichte geschrieben.