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Verliebt in Paris

Blauer Himmel empfängt mich auf meinem Weg in Richtung Boulevard Haussmann. Ich komme kaum voran, weil ich ständig Fotos mache. Invalidendom, hinten der Eiffel, Touristenbusse allüberall. Ich ertappe mich beim Gedanken, heute gerne "Hop on - hop off" zu machen. Sie packt mich immer wieder, diese spezielle Stadt. Bei einigen Panoramen könnt ich schlicht ausflippen, so schön finde ich diese Pariser Konstruktion der Prachtstrassen, Bauwerke, Geschichte und dazwischen das normale Leben der Pariser sowie von uns, Touristen.

 

Meine Kollegin empfängt mich in unserer Bank, die an den Boulevard Haussmann umgezogen ist. Zu meiner Zeit waren wir Avenue Kléber, ganz nah beim Eiffelturm. Wir gehen essen, und die Zeit vergeht wie im Flug. Das Schönste für mich ist, dass ich erfahre, dass sie ihren Mann als junges Mädchen im Ausland in den Ferien kennengelernt hat. Drei Töchter haben sie, zwei Enkelkinder. Es sind das die Geschichten, die ich liebe.

 

Kurzer Abstecher in die Galeries Lafayette. Die Parfumabteilungen von Dior, Chanel und Yves Saint Laurent sind belagert von Asiaten. Im Rondell in der Palastmitte schwebt ein Luftballon zu Ehren von Dior. Das Haus Christian Dior feiert nämlich 70jähriges Jubiläum. Ich weiss es, habe Marie am Montagabend versprochen, mir die Ausstellung nicht entgehen zu lassen. Der Dior-Luftballon ist jetzt das Zeichen - weiter geht's in Richtung Musée des Arts Décoratifs.

 

Die Ausstellung wird in 45 Minuten bereits geschlossen. Vorteil - keine Warteschlange mehr. Kaum bin ich in dem Seitenflügel des Louvre angekommen, werde ich von einem Rausch erfasst. Ich, die ich nun wirklich keine Modeprinzessin bin. Aber diese altehrwürdigen Hallen und dazu die Roben-Inszenierung. Es verschlägt mir an einigen Stellen den Atem. Die Fotos können die Inszenierung nur in Teilen wiedergeben. Ich hätte Stunden hier verbringen können. Über das Leben von Dior lesen, seine Zeichnungen ansehen, die Kleider bewundern, mich mit seinen Nachfolgern befassen, all die Berühmtheiten in Ruhe würdigen, die seine Kleider getragen haben - es fehlt keine. Grace Kelly, Ingrid Bergmann, Audrey Hepburn, Ava Gardner, Marilyn Monroe, um nur die Unsterblichen zu nennen. Ein Buch habe ich mir gekauft: "Christian Dior et moi." Seine Autobiographie, mit ein paar Fotos. Hoffentlich lese ich es. 

 

Anschliessend Apero im Nemours, einem meiner Lieblingscafés, direkt zwischen Louvre und Palais Royal. Sie verabreden sich, sie trinken, essen, sie reden. Geniessen das Leben. Sie haben einen Verkehr ohne Ende in dieser Stadt, Baustellen, Lärm, ständiges Hupen, Sirenen. Es ist voll, Touristen allüberall. Und sie, die Franzosen, reagieren mit Ignoranz auf die Schönheit ihrer Stadt. Ist halt so - sollen sie die ganze Zeit tanzen? 

 

Warum nur, warum, bin ich so von diesem Paris fasziniert? Ich bin dermassen unfranzösisch. Wohl aber spreche ich die Sprache immer noch gut. Flüssig und mit wenig Fehlern. Den Akzent werde ich nimmer los - ich spreche Französisch mit englischem Akzent.   

 

Die Franzosen. Ewig attraktiv. Wenn sie älter werden, kriegen auch sie Falten, bleiben aber interessant. Sie behalten ihre gute Figur, achten auf sich. Und wenn sie alt sind, führen die Damen ihre Hunde Gassi, gut gekleidet und die Lippen knallrot geschminkt. 

 

Ich spaziere nach Hause ins 7. Arrondissement. Durch den Louvre-Hof, wo sie immer noch auf den Bollern posieren - vergesst die Selfies, jetzt klettern wir auf Steine, überragen alles, und die Welt um uns rum huldigt unserer Einmaligkeit. Hin zur Seine und über die Brücke zum Rive Gauche. So schön, der Gare d'Orsay, das Impressionistenmuseum - mit den beleuchteten Bahnhofsuhren. Entlang der Seine joggen sie wie irre, ganze Horden an Joggern. Weiter bis zur Pont Alexandre III, diesmal im Dunkeln und die Esplanade des Invalides entlang zum Invalidendom. In dem kleinen Park spielen Leute im Dunkeln Boule. Ich biege ab nach rechts, an dem Restaurant entlang, wo heute morgen die Sonne auf die weissen Tischdecken schien. Die Leute sitzen immer noch draussen, auf dem Bürgersteig, vor den Autos. Paris halt. 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Simone (Freitag, 22 September 2017 10:37)

    Du schreibst toll, sehr inspirierend! Mach weiter!

  • #2

    Vio (Sonntag, 24 September 2017 23:23)

    Grossartig Bettinchen! Kann's glatt nachvollziehen die Begeisterung und Schönheit der Stadt!

  • #3

    Bastian (Dienstag, 26 September 2017 19:21)

    Paris - kenne ich. War schon da. Auch mit Dir. Good old days �

  • #4

    Liebe Grüße Doris (Dienstag, 14 November 2017 18:55)

    Wunderschön habe mich jetzt erst getraut
    dir einfach mal zu Antworten ob ich es geklappt hat ?