Mutrah, Märkte und viel Meer

Ufo wundert sich über die Dhau oder: Bucht von Mutrah mit Blick auf eine Dhau (Boot) und die Aussichtsplattform (Weihrauchbrenner)
Ufo wundert sich über die Dhau oder: Bucht von Mutrah mit Blick auf eine Dhau (Boot) und die Aussichtsplattform (Weihrauchbrenner)

Die Gerüche des Tages:

 

Fischgeruch, der zu Gestank wird: Zum Glück ist der alte Fischmarkt von Mutrah überdacht, aber seitlich offen. Sonst hätte ich es nicht lange ausgehalten, durch die Verkaufs-Reihen zu gehen und dem munteren (oder müden) Treiben der Fischhändler zuzuschauen bzw. deren Ware zu riechen. Mein Blick fällt immer wieder auf die riesigen Thunfische, die hier in voller Pracht, wenn auch tot, liegen, während in den Gängen nebenan die Steaks herausgeschlagen werden ...

 

Duft von frischem Obst und Gemüse: Welch eine Wohltat anschliessend, im Obst- und Gemüsemarkt geht's ruhig zu, gemächlich, nicht viel los. Und gekühlt ist das geschlossene Gebäude auch noch. Es riecht angenehm - nach frischem Gemüse mehr als nach Obst. Ich kaufe Mini-Bananen und Limonen bei einem alten Männchen mit Dishdasha. Beim Handeln kommen wir uns näher, und ich darf ein Foto mit ihm machen. Dummerweise delegiere ich diese Aufgabe an seinen Geschäfskollegen, weil ich gerne mit aufs Foto will. Und der Gemüsehändler-Fotograf verwackelt dann das Foto von meinem neuen Freund und mir. Zumindest bin ich nach dieser kleinen Episode so gut drauf (und ist es im Markt so leer), dass ein anderer Dishdasha-Mann mir von seinen getrockneten Sardellen als Zwischen-Snack anbietet. Was ich nicht nur energisch, sondern auch laut lachend ablehne. Wir haben Spass im Gemüsemarkt.

 

Die Meeresbrise riechen: Wir verlassen die Märkte, biegen links ab und spazieren auf die Corniche, die Uferpromenade von Mutrah. Mutrah ist die Nachbarstadt von Maskat - lebhaft dank all seiner Märkte, und das vor allem im Gegensatz zum eher toten historischen Zentrum der Hauptstadt Maskat, wo wir ja gestern waren. Nicht nur Leben hat Mutrah, sondern auch diese wunderschöne Corniche mit Blick auf die Bucht, wo Yachten und Frachter vor Anker liegen, riesige Kreuzfahrtschiffe und alte Segelboote aus Holz, die Dhaus.

 

Teppichmief, leicht und meerig: Nach dem Mittagessen geht's weiter zum Yachthafen, wo wir in eine wunderschöne Dhau klettern. Der Kapitän schwört Stein und Bein, dass in diesem Holzschiff kein einziger Nagel steckt, denn Dhaus enthalten kein Metall. Auf der Dhau prunkt im offenen Erdgeschoss eine "Lounge", ein erhöhter viereckiger Kasten, der mit Teppichen und Kissen ausgestattet ist, und auf dem ich mich unverzüglich niederlasse. Ist das nicht herrlich, gemütlich liegend mit einem Baldachin-Sonnenschutz über sich, die omanische Küste entlangzuschippern? Eine leichte Brise geht, so dass man nicht allzusehr schwitzt. Und neben Erfrischungsgetränken werden Datteln gereicht. Seit heute esse ich Datteln.

 

Kaffee, der nach Rosenwasser riecht: Und dann reicht der Käpt'n den Abschlusskaffee - Kaffee mit Safran und Rosenwasser. Safran schmecke und rieche ich nicht. Wohl aber das Rosenwasser ... gewöhnungsbedürftig von mir aus. Keine Gefahr für George. 

 

Weihrauchgeruch allüberall: Wie schön, dass wir erst am Nachmittag in den Mutrah-Souq, den grössten Basar Omans, gehen. Denn jetzt ist er fast leer (die Kreuzfahrtschiff-Touris sind längst wieder auf See). Einige Stände machen jetzt erst wieder auf nach der Mittagspause. Und es riecht nach Weihrauch. Alle paar Meter wird Weihrauch verbrannt. Geruch wie in einer katholischen Kirche nach der Messe. Wo die Weihrauch-Duftwolke im Souq nur leicht ist, geht es. Doch wenn richtig geräuchert wird, find ich's anstrengend. Allerdings hält mich der Weihrauchgeruch nicht davon ab, satte vier Schals im Souq zu erstehen, zwei davon aus ungewöhnlichen Stoffen: einmal hab ich zu Bananenstaude gegriffen (leicht, luftig, sommerlich), einmal zu Original-Kamelhaar aus dem Oman (zumindest will ich das dem indischen Verkäufer glauben). Alle Schals geruchsneutral, aber sehr zart auf der Haut. 

 

Und dann noch eine Geschichte ohne Geruch: Von einer, die loszog, aus dem Labyrinth zu entkommen ...

 

Selbstverständlich habe ich mich im Souq verlaufen. Der Souq ist ein Labyrinth, keine Schilder. Ich frage eine junge, schwarz gewandete, aber gesichtunverschleiert sehr schöne Frau, wo der Souq-Eingang sei. Kurz darauf setzt sich eine Karawane aus vier Frauen in Bewegung:

 

Nummer 1 ist etwa fünf Jahre jung, Mädel mit Rock, ohne Schleier und hüpft vorneweg. Nummer 2 mag zehn Jahre alt sein, ebenfalls bunt und mit Rock gekleidet, sie trägt ein Kopftuch und folgt der kleinen Schwester. Nummer 3, die bildschöne, etwa zwanzigjährige junge Frau in schwarz und verschleiert ausser dem Gesicht. Sie will mir eigentlich den Weg zurück ans Licht der Uferpromenade zeigen. Schlusslicht ist Nummer 4, Touristin mit Outdoor-Hose, Karo-Hemd mit langen Ärmeln, unverschleiert, aber verschwitzt, die Locken vom Dhau-Ausflug zerzaust, in der Hand eine Tüte mit diversen Schals, die der Grund für ihre Orientierungslosigkeit sind.

 

Nach fünf Minuten merkt die Touristin, dass der von den drei Anführerinnen vorgegebene Weg ganz sicher nicht der Weg zurück zum Souq-Eingang ist. Die Gänge des Souqs werden enger, es gibt jetzt Seitengänge ganz ohne Geschäfte, die scheinbar im leeren Schubkarren enden. Ab und an fragt die verschleierte Schöne auf Arabisch Menschen, die ihr im Souq begegnen. Ich kann nur ahnen, dass sie sie nach dem Weg fragt. Jedenfalls hoffe ich das. Schweigend aber unbeirrt zieht die Karawane weiter durch den Souq. Mittlerweile sind wir im Schmuck-Souq angekommen. Grosse Geschäfte um uns rum. Überall glänzt es. Ich nehme das Gold aber nur aus den Augenwinkeln wahr. Folge meinen ortsunkundigen Anführerinnen ... irgendwann müssen wir ja mal irgendwo rauskommen aus diesem Souq. Und tatsächlich, Licht am Ende des Gangs - wir haben den Eingang gefunden, die Corniche erreicht!

 

So bedanke ich mich herzlich bei den drei Frauen. Und grinse, weil ich dann doch rausgefunden habe, warum die Mädels ohne zu zögern losgezogen und mit mir durch den Souq geirrt sind: Sie wollten eigentlich zum Meer, die drei Mädels. Durften aber nicht. Allein, da bot sich doch eine gute Gelegenheit, diesem Verbot der Eltern zu entgehen und der herumstreunenden Touristin einen Dienst zu erweisen ...


 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0