Welche Farbe hat die Wüste?

Wahiba Sands
Wahiba Sands

Sandwüste Ramlat Al Wahiba oder auch Wahiba Sands. Nacht in einem luxuriösen Wüstencamp. Ich bin berauscht, dankbar und glücklich. Wie einen solchen Tag festhalten? So viel gesehen. Der Wüste begegnet. Zum ersten Mal. 

 

Die Farben des Tages:

 

BLAU

 

Blau wie der prachtvolle Himmel über Sur. Blau wie die malerische Lagune der geschichtsträchtigen Hafen- und Seefahrerstadt. Blau wie die leuchtenden Verzierungen auf der Fatah Al Kair, dem Holzschiff (Dhau), das im Open-Air-Dhau-Museum ausgestellt ist. Blau wie die Kuppel des Leuchtturms von Sur. 

 

GRÜN

 

Grün, dunkelgrün, smaragdgrün wie das Wasser in den Pools der Wadi Bani Khalid. Grün wie die Palmen dort und in der Oase ganz in der Nähe. 

 

DIE FARBE DER WÜSTE

 

Plötzlich ist sie da, die Wüste. Wüste, soweit das Auge reicht vor und neben uns. Links die ganz hohe Düne. Die Farbe am Nachmittag ist warm, intensiv. Eine Mischung zwischen braun, rot und gelb. Sand, weicher Sand. Einzelne Kamele vor der Düne. 

 

Das Camp ist toll, Luxuszelte inmitten der Wüste. Ich geniesse es. In einem Jeep werden wir auf die grosse Düne gefahren. Ich jauchze. Diese Dünen, diese Wellen, Wüstenberge, der Sand, der Wind, die Sonne am frühen Abend. Der Omaner im Dishdasha dort auf der Düne im Schneidersitz. Die Sonne anbetend. Von der Sonne angestrahlt.

 

Wir stehen oder sitzen auf unserer Düne, und die Wellen gehen weiter. Runter und hoch, runter und hoch. Ein ungleichmässiges, natürlich schönes Muster. 

 

Der Wind bläst von hinten. Der feine Sand schadet den empfindlichen Linsen der Kameras. Der Sand bleibt auf unseren verschwitzten Gesichtern kleben. Auf der Haut. Auf den Lippen. Sandkörner und Salz im Mund. Ein Tuch macht viel Sinn - ich nehme es aus den Haaren und binde es um den Kopf und vor den Mund. So wie die Berber es tragen, die Männer der Wüste, in den Karawanen. Gesicht und Körper total verhüllt, damit so wenig Sand wie möglich eindringt. Ich denke an den "Englischen Patienten". Der Film zelebriert die Wüste in schönsten Bildern. Und gleichzeitig ist die Wüste der Ort für viel Leid und Schmerz, Qual und Tod. Ich würde gerne einmal eine Karawane sehen. Heute und hier nicht, aber Karawanen faszinieren mich. Vielleicht nur jetzt, weil ich gerade in der Wüste bin und an den Film denke.

 

Die Sonne geht unter über der Wüste. Schlicht  und einfach verschwindet sie. Heute nicht in rot, wohl wegen zu viel Sand in der Luft, meint später der Camp-Chef. Wir gehen die Düne runter, sinken ein im warmen Sand oder wundern uns über die festen, harten Sandverwehungen dazwischen. Ich stapfe barfuss. Meine Füsse, zunächst verwundert, sind nun sehr zufrieden. Zurück im Camp brause ich mir den Sand aus vielen Poren und hoffe, dass das warme-weiche Gefühl der Wüste noch lange spürbar bleibt.   

 

Im Camp-Shop habe ich mir einen Schal gekauft. Es gab nur einen einzigen dort. Die Nachmittagssonne fiel auf ihn durch das Fenster. Er strahlte mich sand-gold-ockerfarben an, und ich hab nur einen Gedanken gehabt: Das ist die Farbe der Wüste!

 

Marianne teilt mit uns ein Gedicht des Sufi-Dichters Omar Khayyan aus dem 11. Jahrhundert:

 

Zügle deine Wünsche nach den Dingen dieser Welt

und lebe zufrieden. 

Sage dich los von den Fesseln

des Guten und Bösen hier auf Erden,

nimm den Pokal und spiele

mit den Locken der Geliebten,

denn schnell vergeht alles ...

und wie viele Tage bleiben uns noch?

 

Lass die Traurigkeit dich nicht auslöschen

und eitle Sorgen deine Tage beschweren,

vernachlässige nicht die Heilige Schrift,

die Lippen der Geliebten und die duftenden Gärten,

bevor die Erde dich in ihren Schoß aufnimmt.

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