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Operation Sagrada Familia geglückt

Es klappt! Um 10:45 Uhr lässt mich die Einlassdame rein in den Vorraum der Sagrada Familia. Tasche durchleuchten, und ich stehe vor dem Portal. Tief Luft holen, Audioguide parat machen. Eintreten.

 

Sacré Sacrada

 

Ich stehe im Wald. Die Fotos geben einige Säulen in grün wieder - grün sind sie in Wirklichkeit nicht, Aber es passt perfekt. Ich will gar nicht erst versuchen, die Unglaublichkeit zu beschreiben. Ich wusste es. Deshalb habe ich meine Gefühle im Griff. 

 

Sie ist hell. Lichtdurchflutet. Bunt. Eine Kirche? Wäre da nicht diese Baustelle, der abgesperrte Raum des Säulenwaldes, wären da nicht all die Menschenmassen, ich würde die Vögel zwitschern hören. Ein Dschungel aus verschieden-materialigen Säulen. Leichtigkeit. Höhe. Helligkeit. Diese Fenster. Ein Licht-Farben-Fest, Augenschmaus. 

 

Sie ist unvollendet, weil Gaudi mit 73 Jahren von einer Strassenbahn überfahren wurde und an den Unfallfolgen starb. Nun bauen sie an der Kirche weiter, deshalb die aberwitzig hohen Kräne, mit dem Ziel, die Sagrada 2026 zum 100. Todestag zu vollenden. 

 

Meine Hoffnung erfüllt sich: Sonnenschein. Auf den Fotos sieht es aus wie in Disney-World. Aber alles ist real und durchdacht von einem tief-gläubigen Mann mit Genie. Die Sagrada Familia ist atemberaubend. Lange betrachte ich sie mir noch vom kleinen Park aus. Ach, dort oben laufen die Leute, die in den Turm hochgefahren sind! Meine Beine wackeln bei der Vorstellung. Dann doch viel lieber dem Seifenblasenmann und den Kindern zuschauen, die den Hintergrund der prächtigen Kirche noch unwirklicher machen.

 

Flamenco-Moment

 

Park Güell. Ich warte auf meinen Einlass in zwei Stunden. Hier in Barcelona geht nix spontan. Immerhin gibt es noch Tickets für den Gaudí- Park und kriegt man sie vor Ort. Sonnenschein - endlich! Ich lasse mich von der Flamenco-Carmen-Musik anziehen, die in dem 'Kreuzgang' oben über den blühenden Mimosenbäumen gespielt wird. 

 

Die Leute sitzen auf den Mäuerchen rund um das Trio und lauschen. Zwei Gitarrenspieler, ein Stepptänzer. Ich setze mich mit Nase in die Sonne, Ohr beim Trio. Jetzt spielen sie 'Volare' nur mit Gitarre. Wir singen dazu. Sanft-beschwingt. Ich schliesse für einen Moment die Augen. Das sind sie, diese Momente ...

 

Insider-Moment

 

Ich habe mir ein Taxi hier hoch zum Park gegönnt. Und frage den Fahrer, der sich als Glücksfall entpuppt, ob es normal sei, dass hier im Februar so viele Touristen seien. Viele Touristen? Ich solle mal im Sommer herkommen, da sei es die dreifache Menge. Kann und will ich mir nicht vorstellen. Aber man hat's ja auch gelesen.

 

Auf mein Thema 'viele Asiaten wegen Chinese New Year' meint er nur, es sei normal, dass so viele Japaner hier seien. Die Japaner liebten Gaudi! 

 

Was man tun könne, um den Tourismus zu begrenzen, frage ich ihn. Er weiss es auch nicht. Leidet, weil er nahe bei der Sagrada lebt. Und lebt vom Tourismus wie viele der Einheimischen. Schwieriges Thema.

 

Gaudis Güell Park

 

Wesentliche Teile des Parks sind eingezäunt, nicht begehbar, werden renoviert. Der Eingangsbereich die Treppe hoch ist ein Spiessrutenlauf mit dem Ziel, in möglichst wenige Fotos reinzulaufen. Eigentlich ist es eine Posing-Selfie-Treppe. 

 

Der bezahlte Teil des Parks ist schnell erschlossen. Die Hauptmotive sind übervölkert. Das Drumrum fand ich schöner als den Park. 

 

Theken-Momente

 

Das ´El Nacional´ ist grad bei mir um die Ecke: Stylische Restaurant in einer Riesen-Halle. Am späten Nachmittag ist noch nicht viel los. Am Abend gehe ich wieder ins ´Ciudad Condal´. Heute nur Touristen, aber supernett: Französisch-vietnamesische Mutter mit Tochter aus Bordeaux zu meiner Linken, drei Amerikaner, die geschäftlich hier sind, zu meiner Rechten. Man sitzt so eng, dass die Unterhaltung sich automatisch ergibt. Und der junge, quirlige Kellner hinter der Theke trägt seinen Teil dazu bei.

 

Herrlich-untypischer Sonntagabend. 

 

 

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