Im Land des Weihrauchs

Unter dem Weihrauchbaum
Unter dem Weihrauchbaum

Nein, im Gegensatz zu vielen anderen Orten im Oman riecht es hier im Wadi Doka erst mal nicht nach Weihrauch. Die Gegend ist steinig, karg. Die knorrigen Bäume stehen in grossem Abstand voneinander. Eher unauffällig. Und genau hier entsteht das kostbare Material, eines, das die heiligen drei Könige als Gabe mitgebracht haben, das der Region den Beinamen "Arabia Felix", glückliches Arabien, gebracht hat: der Weihrauch.

 

Wer weiss schon, dass es eine weisse, milchige Flüssigkeit ist, die sich beim Einkerben der Rinde am Weihrauchbaum bildet und deren Bedeutung durch das Trocknen am Baum entsteht? Weihrauch ist getrockneter Harz. Er verlieh dem Oman, genauer gesagt, der Weihrauchregion Dhofar grossen Reichtum. Oman war Ausgangspunkt der antiken Weihrauchstrasse. Und noch immer ist das Sultanat DAS Weihrauchland.

 

Als der Wind dann die eingekerbte Rinde des Weihrauchbaums streift, verbreitet er sich sanft und angenehm über der kargen Landschaft, der Weihrauchduft. Duft des Oman.

 

Wir sind endlich und leider zum letzten Mal wieder im Geländewagen unterwegs. So geht es von den Weihrauchbäumen über normale Strassen mit für uns Europäer immer noch aussergwöhnlicher Aussicht auf Kamele rechts und Kamele links der Strasse ins Wadi Darbat, das mich an afrikanische Steppe erinnert. Kleine und grosse Kamelherden diesseits und jenseits des Wassers. Kühe und Esel spazieren vorbei, während wir entspannt unter einem herrlichen Baum unser letztes Picknick geniessen. Heute mit der Besonderheit von Kamelfleisch und Kamelmilch für die ganz Mutigen.

 

Der Tag und auch die Reise endet mit der Besichtigung der Ausgrabungsstätte von Samhuram, antike Handelskolonie mit Weihrauchhafen. Es sind nur noch Mauerreste zu sehen, diese allerdings malerisch vor der Kulisse der Lagune, wo vor vielen Jahrhunderten die Weihrauchschiffe anlegten.

 

Es ist zu heiss, um sich vor Ort mit der Geschichte zu befassen. Vielleicht ist es auch nur die hohe Luftfeuchtigkeit. In der Sonne ist's kaum auszuhalten, jeder noch so winzige, quadratzentimetergrosse Schatten wird gesucht. Wir klemmen uns in Nischen und pressen uns an Felswände, um nicht in der Sonne zu stehen. Nebenbei beobachten wir zwei komplett verschleierte Frauen, die da in der Nachmittagsglut im schwarzen Gewand unterwegs sind. Zügig marschieren sie durch die antike Stätte. Eine Frau trägt flache Sandalen. Eine ist mit Pfennigabsätzen im Gelände unterwegs. Ich staune wieder einmal und würde zu gerne mit ihnen sprechen, um mehr über sie zu erfahren, über die verschleierten, modebewussten und sicherlich sehr schönen Frauen des Oman. 

 

Abschied beim Dinner im Strand-Restaurant mit letztem Blick auf den Indischen Ozean. Ich gehe durch die Hotel-Lobby zurück und sehe an der Rezeption wie immer Männer mit Dishdashas. Und ich weiss jetzt schon, dass ich sie vermissen werde, die weissen Gewänder mit der Bommel dran. Die Männer mit dem bestickten Hut, dem Turban oder mit Turban über der Kumma. Lebt wohl, Ihr Männer mit den weissen Kitteln. 

 

 

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